Borreliose

Zecken – FSME – Borreliose  Zecken hierzulange übertragen fast nur die FSME (Frühsommer-Meningoencephalitis) und die Borreliose oder Lyme-Krankheit (benannt nach dem Ort Lyme in Connecticut/USA, wo die Bakterien erstmals identifiziert wurden).

Die Borreliose ist eine durch Zeckenbiss übertragene, weltweit vorkommende Erkrankung. Die Inkubationszeit ist sehr variabel und die Symptomatik außerordentlich vielgestaltig. Man teilt die Erkrankung in 3 Stadien ein:

Im ersten Stadium können grippale Symptome und eine sich zunächst flächenhaft, später ringförmig ausbreitende rötliche Hautveränderung um die Bissstelle herum auftreten ("Erythema migrans" = Wanderröte). Oft heilt dieses Stadium folgenlos ab.

Es kann aber auch in das 2. Stadium übergehen, welches häufig durch Nervenentzündung mit Lähmungen und brennenden Schmerzen gekennzeichnet ist. Kinder erkranken vorwiegend an einer Hirnhautentzündung, die bei Erwachsenen in Europa seltener auftritt. Teilweise kommt es zu Herzentzündungen und rötlich-blauen Knötchen auf der Haut (Borrelien-Lymphozytom).

Im 3. Stadium können Monate bis Jahre nach der Infektion schubweise oder chronisch verlaufende Gelenkentzündungen folgen. Auch eine bläuliche Pergamenthaut und seltener fortschreitende Veränderungen des Zentralnervensystems mit Lähmungen können Zeichen dieses Stadiums sein (Centrum für Reisemedizin 2018).

Das Infektionsrisiko steigt mit der Bissdauer der Zecke, weil die Borrelien sich im Magen der Zecke aufhalten und deshalb nicht gleich beim Stich ins Opfer übergehen, im Unterschied zu den FSME-Viren, die mit dem Speichel der Zecken beim Stich sofort übertragen werden.

Die Borreliose ist eigentlich, insbesondere im Stadium I, aber auch später, eine sehr gut antibiotisch zu behandelnde Krankheit. Das Problem liegt in der oft sehr schwierigen Diagnose: Das Kardinalsymptom der Wanderröte („Erythema migrans“) im Frühstadium tritt nur in ca. 50% der Infektionen auf, d.h. die Infektion kann auch völlig unbemerkt erfolgen. Zudem sind die Symptome der späteren Stadien so vielfältig und uncharakteristisch, dass nicht immer gleich an diese Möglichkeit gedacht wird. Zu guter Letzt sind auch die Ergebnisse der Blutuntersuchungen oft nicht eindeutig. Sicher diagnostizieren lassen sich laborchemisch nur „keine Infektion“ oder „frische Infektion“. Nicht unterscheiden lassen sich „frühere, ausgeheilte Infektion“ und „chronische, aktive Infektion“ und genau das wäre wichtig. Deshalb gilt: Im Zweifelsfall (d.h. Symptome könnten einer Borreliose entsprechen, Laborbefunde sind aber unsicher) stadiengerecht behandeln. Auch beim Auftreten einer Wanderröte als Zeichen eines möglichen Frühstadiums behandle ich immer gleich antibiotisch., um eine Chronifizierung auszuschließen, denn die Diagnose „frische Infektion“ lässt sich aus dem Laborbefund erst nach 4-6 Wochen  nach dem Zeckenstich zuverlässig stellen und auch dann nur zuverlässig, wenn nicht schon früher mal eine Borrelieninfektion stattgefunden hat.

Ob man, nach einer einmal durchgemachten und überwundenen Infektion immun gegen die Krankheit ist, ist unsicher.

Zur Vorbeugung gelten die üblichen Maßnahmen zum Schutz vor Insektenstichen. Entfernung von Zecken von der Haut sollte so bald wie möglich erfolgen. An einer FSME-Infektion lässt sich nichts mehr ändern, aber die Borrelien-Übertragung erfolgt erst Stunden nach dem Stich. Die Entfernung der Zecke sollte möglichst ohne Quetschung des Zeckenkörpers erfolgen, weil dadurch Borrelien aus dem Darm der Zecke in den Stichkanal gepresst werden könnten. Geeignet sind diverse Zeckenzangen oder eine Wimpernpinzette oder Daumen und Zeigefinger.

Eine Impfung gibt es nicht.

Ein verbliebener Rest (Kopf oder Rüssel der Zecke) nach Entfernung ist unproblematisch. Unser Körper kann mit derlei Fremdkörpern ganz gut umgehen: Es bildet sich ein kleiner Eiterpickel, der sich öffnet und den Fremdkörper ausstößt. Ein paar Tage Geduld; ein chirurgischer Eingriff zu Entfernung des Zeckenrests ist nicht angezeigt.